Heute schlafe ich wiedermal etwas länger und surfe anschliessend im Internet. Ich informiere mich zu einer Kompaktkamera, welche ich als Spiegelreflex-Ersatz mitnehmen möchte und bereits seit längerem ins Auge gefasst habe. Vorallem im Hinblick auf meine Weiterreise nach Südamerika, aber auch um für Landschaftsbilder weniger Objektivwechsel vornehmen zu müssen. Da die Preise in Kanada etwas tiefer sind als in der Schweiz beschliesse ich das Gerät gleich hier vor Ort zu kaufen.
Darauf mache ich mich auf um nochmals eine Runde zu joggen. Schliesslich muss ich die Zeit bis Mittag irgendwie hinter mich bringen. Dann kommt endlich das Mail, dass das Auto nun abholbereit wäre. Die Kosten belaufen sich auf ca 1000 CHF, was ich glücklicherweise nicht alles selbst zu berappen haben werde. Ich fahre zurück zu Carl und Judy, packe meine Sachen und verabschiede mich von meinen herzlichen Gastgebern. Die beiden hatten – so glaube ich – ebenso grosse Freude wie wir an unserem Besuch. Ob ich während meiner Reise nochmals in Calgary vorbeikommen werde, weiss ich zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht.
Jetzt fahre ich los in Richtung Rockies. Doch zuerst wird nochmals vollgetrankt und beim Safeway mache ich einen Grosseinkauf. So billig wie hier unten im Süden wird es wohl so schnell nicht mehr werden. Beinahe nebenan entdecke ich ein BestBuy-Elektronik-Geschäft. Ich habe Glück und kaufe mir die letzte verfügbare Sony RX100M3-Kamera und eine dazugehörige Speicherkarte für . Anschliessend verlasse ich die viertgrösste Stadt Kanadas gen Westen. Auf dem Transcanada Highway komme ich gut voran. Während der Fahrt wird von einem Auto auf der anderen Spur eine Krähe aufgescheucht. Diese fliegt mir direkt vor die Windschutzscheibe. Das Tier wird kaum überlebt haben.
Gegen 6 Uhr komme ich beim schön gelegenen Bow River Campground vorhei und ergattere mir einen der schönsten Plätze direkt am Fluss. Die Idylle wird einzig vor Lärm des gleich daneben vorbeiführenden Transcanada-Highways gestört. Hier mache ich mir einen reichhaltigen Salat und ein brate ein Steak. Als ich gerade das Essen beendet habe, entdecke eingeklemmt zwischen Autodach und Dachzelt die arme Krähe. Es gelingt mir das verletzte Tier mit einem Tuch hervorzuziehen. Allein das der Vogel noch lebt scheint mir ein Wunder. Ich fühle mich hin und her gerissen, ob ich das Leiden des Raben erlösen müsse. Als ich hin hinlegen will flattert er gar einige Meter weiter ins Gebüsch. Bleibt da aber wieder länger regungslos liegen. Ich beschliesse ihn zu beobachten. Als ich vom Abwasch zurückkehre ist die Krähe verschwunden. Keine Ahnung ob sie sich zum Sterben zurückgezogen hat oder ob sie tatsächlich überlebt hat. Nachdem Abwasch muss natürlich die Kamera ausgetesten werden und den Rückstand beim Tagebuchschreiben habe ich immer noch nicht ganz aufgeholt.