- Ganztätiger Bootsausflug in die Glacier Bay bei garstigen Wetterbedingungen
- Seeotter, fischender Grizzly, Schneeziegen, Seelöwen und eine Vielzahl an Vögeln gesichtet
- Gezeitengletscher Margerie, Grand Pacific und Lamplugh beim Kalbern in die Bay bestaunen
- Spaziergang durch den Wald zu einem Sumpf und auf dem Rückweg der Küste entlang
- Dabei auf Baumstachler getroffen, später nochmals Elchmutter mit Jungem gesehen
Erneut früh aufstehen und schon zum ersten Mal richtig nass. Es schüttet wie aus Kübeln und meine letzter Funken Hoffnung, dass das Wetter für die Bootstour besser wird, ist auch bald erloschen. Auf dem Katamaran Baranov Wind starten wir in die Barlett Cove und weiter durch die Sitakaday Narrows hinaus in die Glacier Bay. Mit an Board sind verschiedenste Leute, welche ich schon gestern auf der Fähre angetroffen habe. An kaum einem anderen Ort weltweit lässt sich der landschaftliche Wandel nach dem Abschmelzen von Gletschern so gut beobachten wie hier. Noch 1794 traf Captain George Vancouver in der Icy Strait auf einen gewaltigen Gletscher. Dieser hatte sich innerhalb von nur 70 Jahren während der kleinen Eiszeit um ca 1750 weit vorgeschoben, die dort wohnhaften Tlingit-Indianer vertrieben und das fruchtbare Tal unter sich begraben. So schnell der Gletscher allerdings vorrückte, so rasch zog er sich auch wieder zurück.
Als 1879 der Naturschützer John Muir eintraf, fand er bereits eine über 60-Kilometer tiefe Bucht vor: die Glacier Bay war geboren. Das Gewicht des Gletschers hatte das Land nach unten gedrückt. Bei seinem Rückzug füllte sich die nun leere Bucht mit Meereswasser und ein neuer Fjord ist entstanden. Mittlerweile haben sich die Gletscher weit zurück gezogen und nur sieben Gezeitengletscher bleibt im gesamten Nationalpark übrig. Da es sich um ein enorm niederschlagsreiches Gebiet handelt, befinden sich hier aber auch einige der wenigen weltweit wachsenden Gletscher. Insgesamt ist die Tendenz allerdings auch hier ruckläufig.
Erstes Highlight der Tour ist South Marble Island. Hier tummeln sich Stellersche Seelöwen und verschiedenste Seevögel. Besonders sehenswert sich die zahlreichen Papageientaucher, deren Flugkünste definitiv nicht zu den besten im Vogelreich gehören. In den Wellen treiben einige niedliche Seeotter vor sich hin. Kaum vorstellbar, dass diese putzigen Kerle ihres wertvollen Felles wegen Anfang des 20. Jahrhundert beinahe ausgerottet wurden. Ihr Pelz ist der dichteste und feinste im gesamten Tierreich. Auf einem Quadratzentimeter wachsen mit 100’000 Haaren ca gleich viele wie auf dem menschlichen Kopf. Mittlerweile haben sich ihre Bestände aber wieder einigermassen erholt.
Bei Seebree Island laden wir nun eine Gruppe Kayaker für ihre Mehrtagestour in den für motorisierte Boote gesperrten Ostarm der Bay ab. Sicherlich nicht ein Abenteuer für Jedermann bei diesem nass-kalten Wetter. Etwas was mich durchaus auch reizen würde. Von der malerischen Küste und dem Gebirge sehen wir leider kaum etwas. Der Nebel ist zu dicht und es regnet nach wie vor in Strömen. Bei Gloomy Knob sehen wir oben in den Felsen einige Schneeziegen aus grosser Entfernung.
Am Ende des Tarr Inlets erreichen wir schliesslich unser Hauptziel. Den mächtigen, wunderbar blau-schimmernden Margerie Gletscher und den gleich danebenliegenden, von Geröll überzogenen Grand Pacitic Gletscher. Dabei werden wir Zeuge wie einige eindrückliche Eisbrocken tosend ins Wasser fallen. Das Knacken des berstenden Eises ist echt beeindruckend. Mitterweile ist wohl jeder an Bord plotschnass und ausgekühlt. Es wird eine wärmende Suppe, warme Getränke und ein Sandwich serviert.
Der nächste Stopp gilt dem etwas kleineren, dafür noch leuchtenderen Lamplugh Gletscher. Im Mündungsbereich eines Baches können wir kurz einen fischenden Grizzly erkennen. Einzig eine Walsichtung bleibt uns verwehrt, obwohl die Glacier Bay gerade für Buckelwale ein Paradies darstellt und in Scharen anzieht.
Für mich ist die Glacier Bay klar ein weiteres Highlight Alaskas. Bleibt sich auszumalen, wie beeindruckend der Ort wohl bei schönem Wetter wäre. Oder aber auch wie gewaltig die Eismassen im 18.-19. Jahrhundert gewesen sein müssen, welchen die Entdecker gegenüberstanden.
Da ich eh schon triefend nass bin, beschliesse ich noch Spazieren zu gehen. Nach einem Sumpf im Wald marschiere ich dem Strand entlang zurück. Hier treffe ich neben all den angeschwemmten Algen, Muscheln, Quallen auf einen Baumstachler. Der Nager schert sich nicht gross ab meiner Anwesenheit und marschiert in wenigen Metern Abstand an mir vorbei. Zurück in der Lodge ist die wärmende Dusche.eine echte Wohltat. Meine Wanderschuhe plaziere ich vor dem Kamin und draussen treffe ich wiederum auf die Elchmutter mit ihrem Jungen. Der kleine ist ganz schön neugierig.
Irgendwie ist mir heute gerade nicht so nach selbst kochen, auch wenn ich noch einiges an Resten hätte. Also speise ich in der Lodge einen Burger und trinke ein Bier. Danach wird noch mein Blog aktualisiert bevor ich zu meinem Nachtplatz hinausfahre und ins Zelt schlüpfe.