- Fahrt zurück über die Continental Divide ins Yukon Territory
- Drei Mal einen Hügel erklimmen um das Panorama von oben zu geniessen
Bereits um 8 Uhr bin ich verpflegt auf der Stecke südwärts zurück über den Wright Pass. Ja, ich werde definitiv nicht den ganzen Weg bis nach Inuvik fahren, sondern den heutigen Tag in den Richardson Mountains bleiben. Der Dempster Highway führt anschliessend runter zum Peel River und weiter durch dichtbewaldete Ebenen bis zum Mackenzie River mit seinem enormen Delta. Dieser entwässert ca. ein Fünftel Kanadas und ist damit der grösste Fluss des Landes, drittgrösster Fluss der westlichen Hemisphäre und zugleich zehntgrösster Fluss der Erde. Die nachfolgende Strecke soll, wie mir mehrfach gesagt wurde, mässig attraktiv sein. Und nur nach Inuvik fahren, damit ich das als erledigt abhacken kann, muss definitiv nicht sein. Da verbringe ich doch lieber einen gemütlichen Tag in dieser Urlandschaft und sauge die Szenerie auf.
Der Pass bildet zugleich die Grenze zwischen den Kanadischen Territorien Yukon und Northwestern als auch der Kontinentalen Wasserscheide (Continental Divide) zwischen den mächtigen Strömen Yukon (fliesst in die Bering Strasse) und Mackenzie (entwässert in die Beaufort See). Die Richardson Mountain gelten auch als die nördlichsten Ausläufer der Rocky Mountains. Dieses Gebirge war während der letzten Eiszeit Endpunkt des gigantischen Eisschildes östlich davon. Hier war es schlicht zu trocken, dass sich Gletscher hätten bilden können. Die Ostseite ist wie gestern stark wolkenverhangen. Auf der anderen Seite des Passes ist das Wetter leicht freundlicher. Ich erklimme zwei Hügel um von oben herab das Panorama zu geniessen. Doch wesentlich angenehmer ohne die gestrige Bise. Von den erhofften Tiere bekomme ich weiterhin keine zu Gesicht, aber die Landschaft vermag dies zu kompensieren.
Nach einem Mittagsstopp mache ich noch eine dritte, etwas längere Querfeldeinwanderung zu einem weiteren Berg. Das 360° Panorama von oben ist die Mühe locker wert. Bis auf den Dempster Highway, welcher weit unten wie ein Strich durch die Landschaft führt ist nichts, aber auch gar nichts von Menschenhand erschaffenes zu sehen. Orange Büsche, gelbe Laubbäume, purpurfarbene Sträucher, knallrote Moose, weisse Flechten, grüne Tannen, die Tundra hat ihre volle Farbpalette entfaltet. Häufig sinke ich beim Abstehen tief in den Moosen ein. Nur die oberste Schicht des Bodens taut in den Sommermonaten auf. Darunter befindet sich Permafrostboden. Darum ist der Dempster Highway meist auf einer dicken, isolierenden Schotterschicht erbaut.
Ich fahre wiederum über die Divide zurück in die Northwestern Territories. Dort koche ich mir an einem Bach mein Abendessen. Da es noch lange hell sein wird, fahre ich wieder über den Pass rüber, auch diesmal bleiben Tiersichtungen leider aus. So finde ich einen herrlichen Platz mit grandioser Weitsicht und parkiere mein Auto für die kommende Nacht.